im ersten licht
(#) ich wohne eigentlich ja wo anders. man muss durch mehrere durchgangszimmer gehen, in denen pc-spielende, musik hörende und kiffende menschen sitzen, um zu meinem zimmer zu gelangen. mein bett ist unbequem, aber in der anderen ecke steht ja noch eines, daran habe ich nur noch nie gedacht, aber ab jetzt benutze ich das immer. ich habe ein waschbecken am zimmer, ich wasche mir die hände und entdecke, dass das waschbecken keinen abfluss hat. ein ausgeklügeltes system von trichtern, röhren und kübeln fängt aber alles abfließende wasser auf. ich fühle, dass auf wundersame weise jetzt alles gut wird. ich entdecke eine tür zu einem nebenzimmer. die sonne scheint sanft durch die tür. ich fühle mich rein und klar. kurz befürchte ich, ich müßte wieder nach hause gehen, aber dann fällt mir ein, dass ich hier wohne. es wird alles gut werden. ich fühle, ich bin ein guter mensch, weise und demütig (aufgew.)
ich komme zu spät und nach wenigen stunden schlaf, habe nicht zähne geputzt und trage in der eile zusammengesuchte und absolut nicht zusammen passende kleidungsstücke. die referentin liest langsam und stockend irrsinnig komplizierte sekundärliteraturtitel vor (erscheinungsort immer wiesbaden, obladen u.a.). ich versuche mitzuschreiben und seufze immer, wenn ich mich verschreibe, was praktisch immer passiert. die referentin liest den für ihre these zentralen titel vor, ein kanadischer poststrukturalistscher psychoanalytiker mit migrantischem background bmark my mneysin. ich schaffe es nicht, den namen richtig zu schreiben, immer vertausche ich die buchstaben, ich seufze besonders laut, alle blicken mich an. ich drehe den zettel, auf dem alle titel notiert habe, um, es ist die kopierte literaturliste, die die referentin ausgeteilt hat (aufgew.)
(#) umgedreht, bettdecke mitgezurrt, neuen tab geöffnet, den tag-this-for-delicious-button gesucht, nicht gefunden, geärgert, endlich die beste lage gefunden und dann kann ich sie nicht zu delicious adden, das wärs doch gewesen, jeden abend vor dem einschlafen draufklicken und sofort die bequemste liegeweise überhaupt (aufgew.)
(#) in meinem alten kinderzimmer:
nicht die sondern die andere c. eine person, die ich hier der einfachheit halber doch einfach limevalley nennen will erschrickt, weil sie heute erst ein kleines bier getrunken hat und sagt, sie hätte sich doch als guten vorsatz vorgenommen, jeden tag vier biere zu trinken, weil sie sich besser kennen lernen müsse.
schlechter meinst du, will ich sagen. c. fragt, was ich mir gutes vorgenommen habe.
ich nehme mir nichts mehr vor, ich nehme nur noch nach, will ich sagen, aber ich will gerade nicht reden und schalte den fernseher ein. es bildet sich eine gästeritze (danke creekpeople für das wort), in der fernseher und notebook verschwinden. das ganze ufert in ein eher langweiliges musikvideo von michel godry aus, ich schlafe ein (aufgew.)
(#) der beste song aller zeiten: michael jackson zugleich im jackson-5-alter und "erwachsen" performt gemeinsam mit elvis einen song, den die chicks on speed für sie geschrieben haben. bernadette la hengst produziert. refrain: we're doing it all just because the chicks told us so / we're doing it all for the chicks. insgesamt eher unkonventionelles songwriting, verwirrend viele parts, es zerfasert dann ein bisschen wie eine charitysingle für afrika, bleibt durch die tighte produktion aber flüssig. ich weiß, die letzte strophe hat noch einmal einen besonderen tick, der das alles noch genauer erklärt, der refrain ist schon fast aus. (aufgew.)
(#) c. ist andreas maier, das passt mir gut, den wollte ich sowieso schon immer vieles fragen. wir liegen auf einer patchworkdecke im garten meiner mittelschule. ich google andreas maier und schaue, welchen verkaufsrang bei amazon seine fünfzehn neulich zugleich erschienenen gesprächsprotokolle haben (ich überlege, dass das teuer wird, die alle zu kaufen, aber muss ich ja fast). alle protokolle (jeweils mindestens 500 seiten) haben lange und komplizierte namen (z.b. heute morgen als ich den tau von wiesen beziehungsweise und das). ich frage maier, wie er das bei suhrkamp durchgesetzt hat, dass die alle zugleich erscheinen, maier sagt, suhrkamp wird damit voraussichtlich 180.000 euro verlust machen (die druckkosten sind nämlich 1.500 euro), aber das sei er ihnen wohl wert. es klingt nicht arrogant. dann verlieren maier und ich unsere kontaktlinsen und ich finde auf der decke noch eine fünfte linse, die aber ein mantelknopf aus hirschhorn (blau) ist. dann sagt maier there's no need to be mean mit der stimme von a., aber ich weiß, dass es f. ist, die spricht. maier meint, ich wäre rude gewesen, er kennt nur das wort nicht. ich war überhaupt nicht grob. ich weine. es ist pause, die kinder kommen aus der schule um zu rauchen. maier zündet sich eine zigarrette an. (aufgew.)
(#) ljubljana liegt am meer, wir kommen wie schon letztes jahr vom nördlichen ende der bucht, da wo die mülldeponie bis zum ufer geht, die dame in der tourismusinformation beim eingang zur mülldeponie kann zuerst nicht deutsch (ich denke nicht daran, dass ich italienisch mit ihr reden könnte) weil sie vergessen hat, dass das schon so lange her ist, dann erklärt sie, dass hinter der mülldeponie die uni ist, was wir gewußt haben. jeder straßenname, den sie vom plan liest, verschwindet, dann schaut der ljubljana-stadtplan aus wie das gefängnis vom pacman und wir gehen los durch die offenstehende pforte mit zutritt-verboten-schild (auf deutsch), das uns die tourismusinfodame gezeigt hat. ich smse c. ein sms mit meinen top-5-zugleich-wünschen-und-beschäftigungen. c. smst ihre top-10-zurück, also verdoppelt sich mein handy-display. platz 3 ist telefonieren mit emogeorg. die mülldeponie ist kalt an den nackten füßen (aufgew.)
(#) justus fragt via walkietalkie, ob ich netz habe, auf der autobahn, er mit dem zweiten hinten im rollsroyce, wo auch der router ist, ich am pick-up vor ihnen. zuerst habe ich nur extrem niedrige signalstärke, und so ganz bequem ist das auf der radachse auch nicht, und was, wenn mir mein notebook hier mitten auf der autobahn runterfällt, also gehe ichs innere des lastwagens und morton überholt. dann habe ich 192% signal. dopplereffekt, klarer fall, denke ich und kann endlich mit justus skypen statt diese knarzigen funkgeräte zu benützen (aufgew.)