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(#) texthinweis: diogenes #69 onlineausgabe (pdf) erschienen, inklusive meiner gtd/literaturverwaltungs-tools einführung (s.16ff) für mainstream people inklusive mein persönlicher vorschlag, tiddlywiki als personal literaturverwaltungstool to rule them all zu verwenden. kritik und weiterführende ideen erbeten.
goncourt (Gast) - 13. Mai, 12:55

Kleine Korrektur: Nicht CSS/Java, sondern CSS/Javascript ;) (Java wäre bei sowas ähnlich behäbig wie z.B. Flash)

Ich muss sagen, dass ich TiddlyWiki immer sehr faszinierend, für meine Zwecke aber auch immer sehr fummelig fand. Das wird allerdings eher an mir liegen. Für mich gerät jedes GTD-Tool irgendwann zu fummelig.

assotsiationsklimbim - 13. Mai, 14:58

danke für die korrektur, das wird dann in die version2.0 eingearbeitet. und fummelig as in unübersichtlich, zerfasert, ausuferend? oder wie ist das genau zu verstehen?
goncourt (Gast) - 13. Mai, 20:13

Meine Anläufe mit tiddly waren zu unsystematisch, aber ich will mal versuchen, zu erklären, woran es liegt:

TiddlyWiki ist sehr einfach und sehr flexibel. Trotzdem habe ich es bisher nicht in meinen Arbeitsablauf hineinbekommen. Der Grund liegt, wie gesagt, vor allem an mir, denn gerade eins der wichtigsten Features von TiddlyWiki, die Möglichkeit des schnellen Taggens, stößt bei mir auf eine hartnäckige Undiszipliniertheit. Das sieht man z.B. auch bei meinem Delicious-Account. - Deswegen ist das Stichwort "Ausufernd" ganz zutreffend.

Spätestens, wenn es darum geht, Übersichten und Inhaltsverzeichnisse zu generieren, wird es für mich zur Fummelei, weil man hier hierarchischere Systeme gebrauchen könnte, die einem beim Aufräumen helfen - die klassischen Kategorien z.B. oder Sections, Views, whatever. Mir ist noch kein Tool untergekommen, das eine Kombination aus beidem - der hierarchischen wie der unhierarchischen Gliederung - sinnvoll so ermöglicht, dass die Oberfläche trotzdem genauso einfach zugänglich ist wie die von TiddlyWiki.

Nur mal ein Beispiel aus Delicious (mit dem ich mehr umgehe), das man leicht auf TiddlyWiki übertragen könnte: ich würde gerne in verschiedenen Bereichen Links zum Thema "forms" sammeln. Das können "forms" im Rahmen von Webdesign sein, oder "forms" in MS Access. Ich könnte natürlich die Tags umbenennen: access_forms, css_forms, php_forms etc, aber intuitiver wäre es, hier in Kategorien gliedern zu können.

Dann: in Sachen Webdesign beschäftigt man sich mit Browsern: ich würde gerne Links zu verschiedenen IE-Versionen sammeln. Dann entstehen Tags wie IE, IE6, IE7, IE8, Browser. Irgendwann wuchern die Tags ins Unendliche. Meine Taglisten in Delicious sehen übelst aus - und so erginge es mir sowohl mit Taglisten als mit Artikelübersichten auch in TiddlyWiki.

Delicious bietet inzwischen Cluster, um die Tags zu sortieren, das ist schon ein guter Ansatz (der auch in Arbeit ausarten kann), bei TiddlyWiki scheint mir die Möglichkeit socher Gliederungen (z.B. in Übersichtslisten-Tiddler) mit noch mehr manueller Arbeit verbunden zu sein. Geht sowas evtl. auch automatisch? Z.B. über Suchkriterien (z.B. "ms_access + forms" und schon entsteht eine entsprechende Linkliste, eine, die sogar aktuell bleibt)?

Ein Problem habe ich mit Tags und Wikilinks außerdem: wenn ich, ohne es zu bemerken, ein Tag mal anders schreibe, mal in Singular, mal in Plural, gibt es relativ wenige Kontrollmechanismen, das zu bemerken (autocomplete?). Bei TiddlyWiki besteht dann noch die Gefahr, dass man einen schon bestehenden Artikel falsch verlinkt, aber das ist sowieso wieder eine Disziplinfrage.

Nochmal, das ist kein Plädoyer gegen Tags, im Gegenteil, und erst recht keins gegen TiddlyWiki. Es löst nur mein eigenes Disziplinproblem nicht wirklich. Das ist vielleicht die Crux: das ganze unhierarchische Tagging-System will dem ja genau der Möglichkeit entgegenkommen, genauere Gliederungsfragen auf später verschieben zu können, um den "Eingabestrom" nicht zu bremsen. Aber es führt dann diesen "Eingabestrom" nur bedingt wieder einer übersichtlicheren Struktur zu.

Das Tool ist übrigens tatsächlich genial. Und dass meine bisherigen Anwendungszwecke ganz anders beschaffen sind als Ihre Dissertation, darf man auch nicht übersehen.

[Hoffe, das war jetzt nicht zu ausufernd, wo wir schon beim Thema sind.]
assotsiationsklimbim - 14. Mai, 11:17

vielen dank für die ausführliche problembeschreibung. finde ich gar nicht, dass das zu ausufernd ist. im gegenteil hilft mir das auch, weil einige der von ihnen angesprochenen punkte durchaus (auch für meine arbeit) uneingestandene bzw. auszuräumende schwachpunkte sind.

der reihe nach:

undiszipliniertheit: was delicious betrifft, schlage ich sie um in etwa das vierfache (das kommt aber von einer sehr frühen & völlig falschen tagging-policy meinerseits [einfach alles tippen was mir als erstes einfällt], die ich zwar schon aufgegeben habe, deren altlasten mich aber weiterhin bedrücken). es ist, glaube ich, wirklich alles eine frage eines im voraus durchdachten & dann peinlich genau eingehaltenen tagging-systems. mein delicious habe ich da schon abgeschrieben, beim tiddlywiki versuche ich es bis jetzt mit erfolg, in grenzen zu halten (typos und andere alternativschreibungen gleicher tags umgehe ich dadurch, dass ich tags im tw generell nie tippe, sondern aus dem pull-down-menü auswähle ->so wird auch die neueinführung jedes tags erst vor die frage gestellt: gibt es für dich nicht schon eine entsprechung?).

fehlende kategorien/hierarchische gliederungen: ich denke, das wäre vielleicht so lösen: erstens sozusagen übergeordnete kategorie-tags und untergeordnete fein-tags vergeben (durch bool'sche suche kann die jeweiligs angestrebte "gliederungsebene" herausgekitzelt werden [& es wäre zb nicht störend, wenn sie hundert verschiedene ie-versions-tags haben, weil alle den makro-tag "ie" auch noch haben und je nachdem, was sie brauchen, suchen sie sich es raus]) und daraus dann (zugegebenermaßen mühsam & manuell) ein sidebarmenü oder eben meta-übersichts/gliederungs-tiddler erstellen. voraussetzung dafür wäre halt, dass man im vornherein schon weiß, welches die gliederungs-ebenen sein werden.

für meinen speziellen fall ist das aber (zum jetztigen zeitpunkt) eh nicht das große problem, weil ich die struktur der arbeit eben schon im groben weiß und jetzt mal in großem vertrauen auf meine eigene übersicht zeug ins tw füttere und mir nicht groß den kopf zerbreche, wie ich das dann wieder in eine hierarchisch-lineare struktur zurückbringe. aber die frage wird sich stellen, klar. die crux ist eben die crux.

ich bin mir da (jetzt mal auf einer allgemeineren ebene so dahergeredet) auch nie sicher, ob das nicht einfach eine frage von umlernen ist, also das gezielte loslassen von fixer (hierarchischer) struktur und sich drauf einlassen, was aus nicht-hierarchischem-tagging von selbst entsteht; also das ganzen 90er-jahre-theorieblabla mit rhizomatischem denken etc. mal wirklich machen und nicht immer nur reden. aber da widerspreche ich mir wieder selbst, wenn ich zu beginn behaupte, es bräuchte ein a priori ausgeklügeltes tagging-system etc.
goncourt (Gast) - 14. Mai, 12:35

Man kann es vielleicht bündig zusammenfassen: Taggingsysteme sind großartig, wenn man ein Konzept hat (man richtet sich sein eigenes System/Werkzeug ein), haben ihre Schwachstellen aber beim Aufräumen. Es hängt wohl vieles von den organisatorischen Tools ab (wie gesagt: Search-Optionen, oder wenn man Tags ähnlich stapelweise bearbeiten könnte wie Musikdateien in Mediaplayern z.B.) Damit könnte man vieles nachträglich auch wieder gutmachen.

Das Rhizomatische: das eben finde ich an Tags wieder spannend, wenn man das Eingeben, Notieren als dezentralen Stream wahrnimmt, eine Art Stream of Consciousness dann auch beim Suchen. Eine Art: "Ich suche nicht, ich finde" — Man könnte dann z. B. experimentell Essays über "form" (HTML-Formular), "form" (Gliederung von Information), "form" (Gestalttheorie) und "form" (Etikette, Erwartungsanspruch) basteln.

Für eine Dissertation wäre das aber nun wirklich nicht der hilfreichste Ansatz ;)
assotsiationsklimbim - 14. Mai, 15:38

dieses resümee kann ich unterschreiben.

und zum rhizomatischen experimental-essay: dass das für eine dissertation die falsche form ist, ist eigentlich nur die schuld/versäumnis der universität1.0. das ist so bizarr, so lange und intensiv an einem text zu arbeiten im wissen, dass schon in wenigen jahren (wenn alle texte digital sein werden) die qualität von text an sich eine fundamental andere sein wird (meine aktuelle obsession, die zumindest hintergründig gefühlte 75% meines denkens einnimmt, ist ja der zettelkasten2.0, also die überführung des luhmann'schen gesamtwerks in ein einziges tiddlywiki; inklusive aller querverbindungen).

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