...

(#) previously on mauszfabrick: eigentlich wollte ich so einen langen, entspannt zurückgelehnt in sich ruhenden post schreiben, ein bisschen so wie es peter praschl früher manchmal getan hat (also nicht, dass ich das könnte, aber die richtung, so wie damals, als alle noch lange blogposts schrieben, weil das spaß machte und zeit dafür da war), aber es gibt im grund gar nichts zu sagen. netzfreie zeit war super, zum ersten mal seit ewig genau nichts vermisst ohne netz, nachher auch nicht sofort wieder reingekommen. großer genuss, fast gar nichts zu lesen oder zu sagen zu haben.

auf den felsen, die aussahen wie eine von einem völlig gentrifizierungswütigen architekten geplante strandbar, zwischen dem kartenspielen und schlafen als heurigen flaubert (meine güte, gewohnheiten entwickeln wie jedes jahr im urlaub flaubert lesen!) das wörterbuch der gemeinplätze, natürlich noch vor bouvard und pécuchet das beste überhaupt. gefährliche liebschaften nicht ganz fertig, das jetzt beim frühstücken am balkon. eine zeit gelesen. unfassbar, wie schlecht qualitätswochenzeitungen sind. war das immer schon so, oder hat es nur früher niemand gemerkt? am wichtigsten aber barthes' vorbereitung des romans, gerade weil es aus einer untergegangenen epoche (das übrigens mag ich am verlinkten text so wie an allen besseren lindner-texten: dass sie lust machen auf den untergang der alten welt) stammt, sollten das alle lesen, die jetzt schreiben wollen (also alle). die ersten vorlesungen sind die beste theorie über (micro-)bloggen, die ich bisher gelesen habe (test: "haiku" durch "tweet" ersetzen); wie er das dann noch aufs große narrativ hinbringt, bin ich gespannt (nämlich nicht fertig, weil so langsam gelesen. großer genuss auch das: so praschl-feeling-mäßig mit großer gelassenheit (und nur wenig schmerz und ärger darüber/deswegen) rumzusitzen, aufs meer zu schauen, langsam lesen, drüber nachdenken, nichts zum notieren dabei, nur seiten einknicken, wenn die idee dann weg ist, ist auch egal, einschlafen, weiterlesen.) überhaupt: fast nichts notieren (auch sonst fast nichts. zwei wochen passen auf eine dreiviertel a4-seite. von allem immer weniger, bis zum nullpunkt oder darunter).

achja, der beste satz, den ich seither wieder gelesen habe ist natürlich auch vom hackr: viele scheinen das verstehen, dass es für sie nichts zu verstehen gibt, als nichtverstehen zu interpretieren.

achja, true blood wird jetzt (mitte s3) wieder besser. hätte ich früher auch nie gedacht, mal serien zu schauen.
goncourt (Gast) - 25. Aug, 16:24

Ja, Bouvard und Pécuchet sowieso (einer der prägensten Texte insgesamt, zusammen mit dem coeur simple), für mich vielleicht noch wichtiger als Bovary/Éducation.

assotsiationsklimbim - 25. Aug, 16:39

und wie ist salammbô? fehlt mir nämlich noch...
goncourt (Gast) - 25. Aug, 17:00

An Salammbô und den Antonius habe ich mich nie herangetraut, seit ich mal für eine Freundin einen kürzeren Text aus der Richtung habe übersetzen müssen. Wahrscheinlich zu Unrecht, vielleicht sollte ich das nachholen. (Ich glaube, in irgendeinem Text werden die bekannten Hauptwerke als die "Strafarbeiten" Flauberts bezeichnet, während er sich in Salammbô etc. austoben durfte. vielleicht ist der Ausdruck auf von Flaubert selbst.)
assotsiationsklimbim - 25. Aug, 17:11

wobei fraglich ist, was von einem sich austobenden flaubert zu halten ist
goncourt (Gast) - 25. Aug, 17:32

Ich stelle mir das ein bisschen so wie mit Cézanne vor, den man ja manchmal mit Flaubert verglichen hat: die Jugendwerke Cézannes, ziemlich expressiv, auch ein bisschen schwülstig, jähzornig, die aber nicht das sind, was ihn zu einem Gründer der Moderne macht: gegen sich abstrahieren, die Kontrolle gegen das Loslassen setzen (Kontrolle im Sinne von: sich eingehend mit der Syntax der eigenen Arbeit auseinandersetzen) - letztlich die Spannung zwischen dem Kontrollierten/Unkontrollierbaren (lustig: jetzt an Joy Division denken). Einen Weg finden, möglicherweise gegen sich selbst, etwas Neues zu setzen und dabei mit der romantischen Impulsivität, denen Flaubert und Cézanne gleich verpflichtet sind, nicht auszukommen.

(Bei Cézanne gibt es ja diesen Ausdruck "Klassiker werden durch die Natur", das kann man lesen als: die Harmonieprinzipien der Klassik durch die Erfahrungen der unklassischen Natur der Romantik - lies: Realismus - dialektisch abzugleichen, - das passt auf Flaubert auch ganz gut.)

Sowas scheint mir Salammbô eher nicht zu bieten, aber vielleicht verirre ich mich jetzt auch zu sehr in diese Impulsivitäts-/Disziplin-Dichotomie, die für sich ja nicht ausreicht, Flaubert zu charakterisieren.
assotsiationsklimbim - 27. Aug, 12:11

bei cézanne kenne ich mich nicht aus, aber für flaubert klingt das irgendwie einleuchtend, genauso wie der joy division querverweis. also nächstes jahr doch salammbô...

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