trotzdem habe ich ein schwer zu benennendes unbehagen bezüglich des films.
(erstens, aber das ist nebensächlich und dafür kann der film nichts: er vereindeutigt mir vieles in der serie noch offen gelassenes zu stark und lässt anderes zu offen, das ist gern näher gewusst hätte. er passt sich ins firefly-universe irgendwie schief ein.)
ich finde v.a. den grundkonflikt (der hier viel pointierter (platter?) als in der serie modelliert wird) irgendwie zugleich über- und unterkomplex, also die das gute im menschen via technik/kollektiv/zwang wollende alliance vs. die auf ihren defekten/ungenügen beharrenden freaks and geeks anarchisten der serenity-besatzung (was sich eben nicht sauber in individuum vs. gesellschaft/kollektiv-konflikt (western-thema) aufspalten lässt, was gut ist, aber andererseits eine mccarthy-lesart nicht völlig ausschließt, was wir hier als technosalonbolschewsiten natürlich nicht gut heißen können).
(aber immerhin kloppt dann river alle reavers zusammen und dann sind solche sorgen auch schnell wieder weggestaunt. ein meisterwerk, nicht weniger, gerade weil es probleme zeigt)
ah, du wirst deinen spaß mit dollhouse haben, dass die von dir angesprochenen probleme nimmt, mit dynamit vollstopft und dir minütlich um die ohren haut. dollhouse ist wirklich ein serenity-spinoff als prequel, nur lässt es einen halt nie in ruh mit den von dir angesprochenen lesarten. holy shit, und gnade dir.
also: ja, whedon kann man immer schon und völlig problemlos konterrevolutionär lesen. firefly/serenity wird von neocons wie texanern heiß geliebt.
ja, serenity ist über- und unterkomplex. keep in mind: es ist bewusst als abschluss gedacht für fans, wie als einführung für völlig uninfromierte. einen spagat, den diese ersten 10 minuten (für mich immer noch die besten 10 minuten die whedon je geschrieben hat) zum bersten bringen. ich zähle 5, in worten: fünf narrative metaebenen in den ersten minuten. that's how you pull off that trick, und ich sitze jedes mal da und weiß nicht wohin mit dem kopf.
1) Der klassische Off-screen Narrator, der die Backstory eines SF-Films aus dem Universallogo einführt; entpuppt sich als...
2) Eine Lehrerin, die einer Schulklasse eine history-Lesson gibt; entpuppt sich als...
3) Nightmare eines Mädchens in einer Institution, die gerade von ihrem Bruder befreit wird; entpuppt sich als...
4) Digitale Aufzeichnung, die von einem Operative in einem Archiv bestaunt wird; entpuppt sich als...
5) Flashback, da sicher weit vor der Jetztzeit des Films angesiedelt.
Und dann, nach diesem Rollercoaster, beruhigt sich der Film kurz auf dem Bild von Serenity, bevor sie fast abstürzt, und uns Whedon mit einem ONETAKE (der natürlich actually in zwei takes gedreht wurde, weil kein zweistöckiges Set, aber trotzdem ein ONETAKE) alle Charaktere, mit Serenity ganze ACHT Stück wenn ich mich nicht täusche, einführt, in einem Rutsch, bevor es endlich neben River zum ruhen kommt und die Worte "Written & Directed by Joss Whedon" direkt neben ihrem Kopf erscheinen, und der Film sich aus diesem unglaublichen Intro verabschiedet und sowohl Fans nicht fadisiert hat (die Backstory und der Operative sind ja völlig neue Elemente im Universum), als auch virtually everything you need to know eingeführt hat für die Leute die die Serie nie gesehen haben.
Ich weiß nicht, wie er auf sowas kommt.
Gleichzeitig, you know, ist Serenity die Story of Mal as told by River, und dass der Film in ihrem Mind, in ihrer Mess of of a world anfängt wird perfekt durch diese springenden narrativen Ebenen dargestellt. Serenity hingegen ist kohärent, ein onetake. Und dann der Handoff zwischen River und Mal ("Do you know your part in this?" - "Do you?") wo sie ihm die Hauptrolle des Films überreicht und uns als Zuschauer sagt, ihn im Auge zu behalten, erst da legt der Film erst so richtig los.
Aber rein strukturell ist alles bis dorthin schon genug, mich winselnd in die Ecke zu schicken.
danke für die aufschlüsselung - schaut ganz aus, als müsste ich mir den film auch noch ein paar mal angucken, das ist bei mir beim ersten schauen alles nicht unbedingt evident gewesen.
jedenfalls freu ich mich schon sehr darauf, wenn ich dollhouse gesehen habe, deine interpretationen auf deinem blog zu lesen...
ich hoffe ja, dollhouse endlich im rewatch nochmal zu sehen, um wirklich alle folgen fertigzurezensieren. derzeit ist das alles noch so unrund. Die am 1 Juni erscheinende neue Hommage Ausgabe wird sich ja auch nur Dollhouse widmen, Lesestoff sollt's dann genug geben. :)
Letzte Bemerkung zu Serenity: Ich halte den Film deswegen vermutlich in höheren Ehren, als die meisten Firefly-Fans, weil ich zu den unglücklichen zähle, die ihn wirklich vor der Serie sahen. Und die strukturellen Tricks am Anfang und die Art wie er der Serie "nicht ganz gerecht" wird, die Unterkomplexität, war genau das, was es mir erlaubt hat, mich in dieses Unviersum zu verlieben, überhaupt da einzusteigen. Ich komme also ursprünglich aus der newcomer Ecke, verstehe daher Whedons Motivation hinter diesem Zugang.
Serenity war übrigens das allererste, was ich von Whedon je gesehen habe. Das war der Einstieg, der mich 4 Jahre meines Lebens gekostet hat. :)
trotzdem habe ich ein schwer zu benennendes unbehagen bezüglich des films.
(erstens, aber das ist nebensächlich und dafür kann der film nichts: er vereindeutigt mir vieles in der serie noch offen gelassenes zu stark und lässt anderes zu offen, das ist gern näher gewusst hätte. er passt sich ins firefly-universe irgendwie schief ein.)
ich finde v.a. den grundkonflikt (der hier viel pointierter (platter?) als in der serie modelliert wird) irgendwie zugleich über- und unterkomplex, also die das gute im menschen via technik/kollektiv/zwang wollende alliance vs. die auf ihren defekten/ungenügen beharrenden freaks and geeks anarchisten der serenity-besatzung (was sich eben nicht sauber in individuum vs. gesellschaft/kollektiv-konflikt (western-thema) aufspalten lässt, was gut ist, aber andererseits eine mccarthy-lesart nicht völlig ausschließt, was wir hier als technosalonbolschewsiten natürlich nicht gut heißen können).
(aber immerhin kloppt dann river alle reavers zusammen und dann sind solche sorgen auch schnell wieder weggestaunt. ein meisterwerk, nicht weniger, gerade weil es probleme zeigt)
also: ja, whedon kann man immer schon und völlig problemlos konterrevolutionär lesen. firefly/serenity wird von neocons wie texanern heiß geliebt.
ja, serenity ist über- und unterkomplex. keep in mind: es ist bewusst als abschluss gedacht für fans, wie als einführung für völlig uninfromierte. einen spagat, den diese ersten 10 minuten (für mich immer noch die besten 10 minuten die whedon je geschrieben hat) zum bersten bringen. ich zähle 5, in worten: fünf narrative metaebenen in den ersten minuten. that's how you pull off that trick, und ich sitze jedes mal da und weiß nicht wohin mit dem kopf.
und die 5 metaebenen würde ich gern mal explifiziert haben, wenn du zeit hast.
2) Eine Lehrerin, die einer Schulklasse eine history-Lesson gibt; entpuppt sich als...
3) Nightmare eines Mädchens in einer Institution, die gerade von ihrem Bruder befreit wird; entpuppt sich als...
4) Digitale Aufzeichnung, die von einem Operative in einem Archiv bestaunt wird; entpuppt sich als...
5) Flashback, da sicher weit vor der Jetztzeit des Films angesiedelt.
Und dann, nach diesem Rollercoaster, beruhigt sich der Film kurz auf dem Bild von Serenity, bevor sie fast abstürzt, und uns Whedon mit einem ONETAKE (der natürlich actually in zwei takes gedreht wurde, weil kein zweistöckiges Set, aber trotzdem ein ONETAKE) alle Charaktere, mit Serenity ganze ACHT Stück wenn ich mich nicht täusche, einführt, in einem Rutsch, bevor es endlich neben River zum ruhen kommt und die Worte "Written & Directed by Joss Whedon" direkt neben ihrem Kopf erscheinen, und der Film sich aus diesem unglaublichen Intro verabschiedet und sowohl Fans nicht fadisiert hat (die Backstory und der Operative sind ja völlig neue Elemente im Universum), als auch virtually everything you need to know eingeführt hat für die Leute die die Serie nie gesehen haben.
Ich weiß nicht, wie er auf sowas kommt.
Gleichzeitig, you know, ist Serenity die Story of Mal as told by River, und dass der Film in ihrem Mind, in ihrer Mess of of a world anfängt wird perfekt durch diese springenden narrativen Ebenen dargestellt. Serenity hingegen ist kohärent, ein onetake. Und dann der Handoff zwischen River und Mal ("Do you know your part in this?" - "Do you?") wo sie ihm die Hauptrolle des Films überreicht und uns als Zuschauer sagt, ihn im Auge zu behalten, erst da legt der Film erst so richtig los.
Aber rein strukturell ist alles bis dorthin schon genug, mich winselnd in die Ecke zu schicken.
jedenfalls freu ich mich schon sehr darauf, wenn ich dollhouse gesehen habe, deine interpretationen auf deinem blog zu lesen...
Serenity war übrigens das allererste, was ich von Whedon je gesehen habe. Das war der Einstieg, der mich 4 Jahre meines Lebens gekostet hat. :)
@serenity: gut, so macht das alles sinn. nur sind das ja schöne aussichten mit vier jahren lebenszeit...