euka-pirates - 4. Dez, 15:20

also, hier ein versuch:

die frage war, ob das lyrik ist. gingen wir nach der dirac von dath in den mund gelegten definition, ist vomp zwischen den lärmschutzwänden eindeutig dichtung/lyrik, here you go:

in der physik versuchen wir, etwas, was vorher niemand gewußt hat, mit zeichen zu sagen, die jeder versteht. in der dichtung ist es genau umgekehrt.

:-)

allerdings muß ich sagen, daß ich dieser definition natürlich kein bißchen zustimmen kann. tatsächlich ist sie wohl auch eher ironisch-sarkatstisch gemeint - im buch meine ich - und kommt an der stelle genial rüber, weil es sicher vielen leuten genau so geht mit dichtung/lyrik - mir jedenfalls schon mal öftenstens.

ich glaube, ich hake noch ziemlich an deiner rhythmusabwehr. haken im sinne von nicht verstehen, was sie bedeutet. zb celan - oder ist das für dich keine lyrik? - das ist rhythmisch (ohne rumtarumtarumta zu machen), verklausuliert-symbolisch, aber (antidirac) durchaus verständlich, zumindest wenn man lust am weben von gedankennetzwerken hat. und, das sagte ich schon, ein brechen oder vermeiden von rhythmus ist im grunde nur wie ne krebsumkehrung: damit ist der rhythmus ja immanent vorhanden, inklusive, mit drin. das würd ich wirklich gern verstehen, was du dazu im sinn hast.

hab festgestellt, das ich keine rechte "definition" für dichtung hab. eher so bits and pieces und kann eher sagen, was irgendwie reinfällt, was nicht.

für vomp als lyrik spricht, jetzt mal bitsandpiecig und sozusagen sehr privatim, in meinen augen, daß es mit wirklich starken bildern arbeitet, die auch bleiben. also die bleiben in mir drin und arbeiten da. das ist richtig gut. auch die verknappten "klugheiten" oder messages oder so (hört sich alles blöd an, ist nicht blöd gemeint) wie zum bsp. "es ist besser zu gleißen als auszuglimmen" usw. gehen für mich stark in richtung dichtung. auch wenn sie hier sehr explizit auftauchen, das kann ja u.u. durchaus legitim sein.

aber aneinanderreihungen von starken bildern und sätzen macht noch lange keine dichtung aus für mich. auch die tatsache der verklausulierung (= inhalt erschließt sich nicht direkt), tut es nicht einfach so. ích muß in einen konflikt geraten können oder - etwas langweiliger - in einen konsens. dh ich muß irgendeine idee davon bekommen, worum es dir geht - natürlich vermittels, aber eben auch TROTZ der bilder. das finde ich bei vomp, ehrlich gesagt, nicht wirklich einfach.

ist dir übrigens bewußt, daß du einen richtigen dicken reim drin hast, noch dazu einen in perfektem rhythmus? ich meine, ist das absicht? nee, oder?

also, das ist jetzt alles ein bißchen verworren, egal. ich hatte ja schon gesagt, daß mir prosagedicht eingefallen ist dazu. aber das trifft es auch nicht richtig. hast du mal zsuzsanna ghaze gelesen oder farhad showghi? wobei ich letzteren nicht so stark finde.

ich glaube, meine irritation kommt hauptsächlich daher, daß mir bei diesem text die form zum inhalt nicht einleuchtet. ich hab mir das mal als fließtext montiert. liest sich für mich überhaupt nicht anders, verändert sich nicht, mutiert nicht zu was anderem. aber das müßte doch einleuchten: warum die form?

na - war ein versuch. vielleicht kann ich's noch besser. erstmal das jetzt...

assotsiationsklimbim - 4. Dez, 22:06

pff ganz schön langer versuch, vielen dank jedenfalls für die auseinandersetzung mit meinem kleinen textchen, ich werde da jetzt nur kurz und unstrukturiert drauf antworten können:

auf rhythmus habe ich da schlicht überhaupt nicht geachtet, das stimmt zwar irgendwie auch, dass kein rhythmus auch wieder eine rhythmus-aussage ist, aber das hat mich in dem fall nicht interessiert, da ging es mehr um konzeptuelle überlegungen. es ist ja auch zum lesen, nicht zum sprechen. die bilder / messages / whatever die du meinst, sind eben alles (z.t. absichtlich falsch übersetzte) zitate, oder um genau zu sein, das ganze "gedicht" besteht nur aus zitaten, wobei das im zweiten teil insofern aufgeweicht ist, dass auch dinge, die ich nur mal wo gehört habe, als zitate gelten. interessiert hat mich, was aus den formelhaften zitaten noch an restbedeutung herausholbar ist, wenn man sie so verdrehend anordnet, also ob diese billige grundmetaphern feuer - hingabe dadurch noch etwas sagen kann, was jeder versteht. der gewissermaßen "witz" dran ist für mich, dass das (zumindest für mich, der ich die originalkontexte kenne) auch fast wieder wie so was wie erzählende lyrik (prosagedicht eben) gelesen werden kann, das wäre dann der konsens trotz der bilder, die eben keine sind in dem fall. der reim ist eingeschleppt aber das zu ändern hätte es zu sehr verkünstelt, das wollte ich dann auch wieder nicht. jedenfalls fand ich das intuitiv gut, dass man so ganz hinter den verwendeten textbrocken durchtauchen kann im text und am ende dann (zumindest für mich) eben schon die summe mehr als blabla, weil sich die zitate gegenseitig so umcodieren und auf verschiedenen assoziationsebenen sich verschieden verknüpfen oder auch nicht. dass die ganzen effekte wegfallen, wenn man da gar nichts kennt, hätte ich mir denken können, habe aber gedacht, man kennt das alles allgemein eh oder zumindest irgendwas davon, so dass man von daher das versteht. fast fühl ich mich schäbig da nichts dazugesagt zu haben, aber man denkt halt einfach nie dran, dass die anderen von völlig anderen voraussetzungen ausgehen.

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